Ein Denkmal für Stachelbeeren

oder: Wie ein Buch über die Vielfalt der Stachelbeeren diese hätte vermehren können.

Neulich habe ich sie per Zufall entdeckt: Eine neue Monografie der Stachelbeeren! Druckfrisch.

150 Jahre nach dem „Versuch einer Monographie der Stachelbeeren“ von Johann Pansner und 100 Jahre nach dem „Stachelbeerbuch“ von Louis Maurer haben die beiden Schweizer Biologen Claudio Niggli und Martin Frei diese Tat erneut vollbracht und den aussterbenden Stachelbeeren damit ein Denkmal gesetzt, das diese überdauern wird.

Ich kann natürlich nicht das Hohelied auf ein Werk anstimmen, das vor allem der Beschreibung (noch) vorhandener Sorten und deren Erhaltung gewidmet ist, ohne auch mein Lieblingslied zu summen: „Neue Stachelbeeren braucht das Land!“

Aber immer eins nach dem anderen: Erst einmal lobe ich dieses wirklich wunderbare neue Werk – unbesehen, aber nach einer Leseprobe.

Bevor ich zum Thema komme, noch ein Blick in die Vergangenheit: Ein paar Abbildungen aus einem der ersten Werke über Stachelbeeren „Monographie ou Histoire naturelle du genre groseillier“ von Claude-Antoine Thory, 1829; vielleicht ist es aber auch ein Vorgeschmack auf die Zukunft – wer weiß.

Welche Ziele verfolgen Verlag und Autoren mit der Veröffentlichung des Buches „Stachelbeeren“?

Sortenvielfalt und Kulturgeschichte lautet der Untertitel des Buches.

Der Haupt-Verlag, in dem das Buch erschienen ist, wirbt auf einer Webseite: „Die ganze Farbenfülle und Formenvielfalt der Stachelbeeren: 100 ausführliche Sorten-Beschreibungen mit Fotografien.“ .

Seite 34 aus dem Buch „Stachelbeeren“, die Sorte „Achilles“

Ja, ich möchte das Buch gerne besitzen, es in Händen halten, es berühren, darin blättern, mich an der Farbenfülle und Formenvielfalt der Stachelbeeren berauschen, ein wenig über die Kulturgeschichte der Stachelbeere erfahren, ja, ich hoffe heimlich, dass der Verlag (oder irgend jemand) mir das Buch schenkt (der Verlag hat mir ein Gratis-Exemplar zukommen lassen. Vielen Dank dafür!); denn ich bin nicht nur Stachelbeerliebhaber sondern auch ein Bücherliebhaber.

Aber was mache ich dann mit dem Buch?

Ich stelle es zu meinen zahlreichen anderen Büchern ins Regal.

Seite 36 aus dem Buch „Stachelbeeren“, die Sorte „Albion’s Pride (?)“

Der Verlag hat das Buch „Stachelbeeren“ als „umfassendes Nachschlagewerk für Obstfreunde und -bauern“ konzipiert.

Also einerseits für einen wie mich, einen Obstfreund, der aber nur noch äußerst selten etwas in einem Buch nachschlägt.

Außerdem weiß der Verlag: „Stachelbeeren werden von wenigen verehrt, von manchen erduldet, von vielen verschmäht“, weil sie „in der Kultur unbequem“ sind.

An dieser Tatsache wird auch ein wunderschönes Buch nichts ändern.

Es gibt also nur nur sehr wenige Obst- bzw. Stachelbeerfreunde und diese wenigen schlagen außerdem nur noch sehr wenig in Büchern nach.

Überdies müssen sich die meisten Stachelbeerfreunde mit nur zwei Sorten begnügen, die sie im besten Falle hier und da in Baumärkten und Baumschulen angeboten bekommen: Hinnonmäki rot und grün.

Bleiben also noch die Obstbauern als potentielle Käufer dieses Buches.

Gewerbliche Stachelbeer-Anbauer werden aber wohl eher die „Beschreibende Sortenliste“ des Deutschen Bundessortenamtes konsultieren, in der die gegenwärtig empfohlenen Strauchbeeren dargestellt werden.

In dieser Liste werden 19 Stachelbeersorten beschrieben, 19 Sorten, die heute vielleicht eine wirtschaftliche Bedeutung haben. Mehr brauchen die gewerblichen Anbauer auch nicht.

Wozu brauchen die vom Verlag ins Auge gefassten Kreise also ein Nachschlagewerk mit 100 Sorten, die es nur in Riehen in der Schweiz gibt?

Ich bewundere den Mut des Verlages.

Seite 38 aus dem Buch „Stachelbeeren“, die Sorte „Bedford Red“

Die beiden Autoren wollen mit ihrer Arbeit die Stachelbeere, „dieses gefährdete Kulturerbe ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken.“

Sie arbeiten für PRO SPECIE RARA, die „Schweizerische Stiftung für die kulturhistorische und genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren“ und sind dort vor allem im Bereich der Erhaltung des Beerenobstes aktiv.

Sie beschreiben im Buch ausführlich, wie die Sammlung entstanden ist, und auch den großen Aufwand, den es kostete, alle Beeren exakt zu beschreiben und zu identifizieren.

Sind alle unbekannten Stachelbeeren „Alte Sorten“?

In dem Buch werden auch 32 Sorten vorgestellt, die in schweizerischen Privatgärten gefunden wurden und für die kein Sortenname ermittelt werden konnte („Sortenbestimmung noch offen“).

Ich finde es erstaunlich, dass die Autoren glauben, zu jeder Stachelbeere auch einen Sortennamen finden zu können.
Ist es heutzutage schon so abwegig, überhaupt daran zu denken, dass ein Stachelbeerbusch in jedem Garten zufällig aus einem Samen entstanden sein kann – und dann von den Besitzer:innen jahrelang gehegt und gepflegt wird, weil ihnen die Früchte schmecken?

Sie führen in dem Buch die bekannten Argumente ins Feld, die für den Erhalt genetischer Ressourcen, hier: der Beerenobst-Sammlung, zumeist vorgebracht werden:

Vom Wert genetischer Ressourcen

  • …Damit aber auf einen breiten Katalog von Eigenschaften zugegriffen werden kann, muss die Verfügbarkeit verschiedener Sorten für die Züchtung und den Anbau garantiert werden können.…
  • …Die Sorten müssen gleichzeitig auch in Freilandsammlungen als blühende und fruchtende Bestände bestehen, da sie nur hier als reelle Referenz für die wissenschaftliche Arbeit und als effiziente Vermehrungsgrundlage („Muttergarten“) dienen können.…
  • …Doch die Landwirtschaft und die Bedürfnisse der Menschen verändern sich stetig und zum Teil rasch. Deshalb ist es wichtig, dass ungeachtet der aktuellen Produktionstrends eine möglichst breite Auswahl an genetischen Ressourcen erhalten werden kann.…
  • …Werte wie guter Geschmack, Gehalt an Pflanzenstoffen als Gesundheitsfaktor (Vitamine, Antioxidantien usw.) werden zusehends wichtiger.…
  • …Solche Einsichten bergen neue Chancen für die genetische Diverstät alter Sorten, da deren Qualitäten besonders in ganzheitlichen, traditionellen und nachhaltigen Kulturformen zum Vorschein kommen.

Ich will mich an dieser Stelle nicht lange mit den Schwächen des gegenwärtigen mechanistischen Erhaltungsansatzes sowie seiner Kurzsichtigkeit aufhalten, das habe ich andernorts schon ausführlich getan, und ich werde weiter unten noch einmal kurz darauf zurückkommen.

Ich frage mich vielmehr: Wer ist „die Öffentlichkeit“, in deren Bewusstsein die Stachelbeere wieder gerückt werden soll?

Sind das die schon genannten, wenigen Verehrer:innen der Stachelbeeren?

Oder sind es die Politiker:innen, die öffentliche Gelder verwalten und diese für die komplizierte, anspruchsvolle, wissenschaftliche „Sortenerhaltung“, wie sie auch im Buch dargestellt wird, zur Verfügung stellen sollen?

Dient das Buch also als „Arbeitsnachweis“ der mit viel Fördergeld geförderten Beerenobst-Erhalter:innen? Zumindest in einem Buch bleiben 100 Sorten erhalten…

Lebendige Stachelbeerkultur statt lebloser Stachelbeerkulturgeschichte

Dieses Buch ist eine hervorragende Dokumentation, die ich nicht genug bewundern und loben kann, doch leider fehlt mir an ihr das Wichtigste: Ein Samenkorn für eine zukunftsträchtige Entwicklung, für die Wiedererweckung einer lebendigen Stachelbeervielfalt.

Der größte Teil meiner Stachelbeerernte 2018

Die akkurate Darstellung von 100 alten Stachelbeersorten ist ein Blick in die Vergangenheit und deren Huldigung.

Ebenso sind die gegenwärtigen Erhaltungsbemühungen der aufwändige Versuch, einen vergangenen Zustand zu fixieren: Die alten Obst- und Gemüsearten werden in Buchform, in Filmen, auf Fotos und „lebend“ bestenfalls in ein paar Museen und Schaugärten konserviert, wo sie, eh schon bedroht, tödlichen Gefahren ausgesetzt sind, von denen ich eine beispielhaft im nachfolgenden Kasten vorstelle.

Tödliche Gefahr für die „wissenschaftliche“ Sortenerhaltung

In dieser Bachelorarbeit wurden schwarze Johannisbeeren (Ribes nigrum L.) in der Einführungssammlung von ProSpecieRara (PSR) auf das Blackcurrant Reversion Virus (BRV) untersucht und es wurde nach einer Methode zur Virusfreimachung der infizierten Pflanzen gesucht. PSR sammelt in der Einführungssammlung und in der nationalen Beerensammlung (beide in Riehen BS) diverse Beerenarten. Das Ziel ist, alte Sorten zu erhalten und Wissen darüber zu gewinnen. BRV ist die schlimmste Krankheit bei R. nigrum. Es verursacht grosse Ertragseinbussen und verändert die morphologischen Sorteneigenschaften – dies beeinträchtigt die Arbeit von PSR. Pflanzenviren können im Feld kaum bekämpft werden, bei einem Befall müssen die Pflanzen in der Regel entfernt werden. Dies ist für PSR aber nicht möglich, da dann die Sorten nicht erhalten werden können. Deshalb wurde nach einer anderen Lösung für dieses Problem gesucht.
(digitalcollection der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, ZHAW)

Ich zeige in meinem Beitrag „Heilige Vielfaltigkeit“, dass eine solche museale Vielfalt eine tote, erstarrte Vielfalt ist, die für die Zukunft wertlos ist.

Die Vielfalt des Lebens kann jedoch nicht wie ein Ersatzteillager gepflegt und erhalten (sprich: konserviert) werden, diese Vielfalt kann nur stetig entstehen. Echte, lebendige Vielfalt ist immer ein (Zwischen)Ergebnis von Lebensprozessen.

Auch die 100 Stachelbeersorten, die in der Schweiz zusammengetragen wurden, sind das Ergebnis eines über 500-jährigen, lebendigen Prozesses gewesen, in dem äußerst selten jemand die Sorten gezählt und beschrieben hat; es war ein ständiges Entstehen und Vergehen von Stachelbeersorten im Fluss des Lebens.

Variantenvielfalt kann nur erhalten werden, wenn es gelingt, einen solchen Fluss wieder in Gang zu setzen.

Ich möchte mit diesen Aussagen die Verdienste der bisherigen Erhaltungsbemühungen auf keinen Fall schmälern: „Alte“ Sorten zu sammeln, zu dokumentieren, sie wieder bekannt und verfügbar zu machen, ist der erste und wichtigste Schritt gewesen; doch dabei darf es nun nicht bleiben: „Die Geburtenrate neuer Varietäten muss wieder gesteigert werden!“ – will ich mal im Jargon der Bevölkerungsexperten den nächsten Schritt formulieren.

Stachelbeersämling am 29. Juni 2018

Ich würde dem Buch die allergrößte Verbreitung wünschen und diese mit allen Kräften befördern, wenn ich damit gleichzeitig die Vielfalt der Stachelbeeren vermehren könnte.

Leider enthält das Buch nicht einmal ein paar, jedermann leicht zugängliche Bezugsquellen für Stachelbeeren aus der Riehener Sammlung, bei denen sich die neuen (und alten) Verehrer:innen eine der gefährdeten Sorten verschaffen könnten, um sie im eigenen Garten zu (er)halten.

Es wäre sogar noch viel mehr für die Stachelbeervielfalt getan worden, wenn die Herausgeber zusammen mit dem Verlag, vielleicht als kleine Marketingmaßnahme, jeder Käufer:in des Buches ein Päckchen mit 10 Stachelbeeren aus dem beschaulichen Stachelbeer-Refugium in Riehen geschenkt hätten.

Wenn von den Samen dieser Beeren nur 10.000 keimen, 1000 zu großen Stachelbeerbüschen heranwachsen und 100 sich in den widrigen Verhältnissen ihrer Umwelt bewähren würden, hätte sich die Vielfalt der Stachelbeersorten mit einem Schlage verdoppelt.

Wenn dann nur 100 Stachelbeer-Liebhaber:innen ein paar weitere Büsche aus den Samen dieser Büsche ziehen würden, was wäre dann?

Die Ernte des Sämlings Nr. 6 (2018)

Dann wäre vielleicht eine zukunftsträchtige Quelle des Lebens angebohrt worden, aus der Hunderte von neuen Sorten sprudeln würden. Es wäre eine neue, lebendige Stachelbeerkultur entstanden. Die Vielfalt der Stachelbeeren wäre eine blühende, eine ungefährdete, über deren Erhalt man sich keine Gedanken mehr machen müsste.

Das gilt natürlich genauso für alle anderen Obst- und Gemüsearten.

Die Ernte des Sämlings Nr. 2 im Jahr 2018

Wo und wie kann neue Stachelbeervielfalt entstehen?

Es bleibt natürlich die Frage, ob eine solche lebendige Kultur, wie es sie ehemals gab, heute überhaupt noch möglich wäre?

Momentan sehe ich nur einen Bereich, in dem sie entstehen könnte: Die Hobby-Gärten (und in etwas größeren Maßstab die Bio-Landwirtschaft).

Kann ein gewerblicher Stachelbeerzüchter die Stachelbeervielfalt retten?

Nachtrag vom 23. Juli 2022
Heute bin ich durch Zufall auf die Besprechung dieses Buches durch den Schweizer Obstzüchter Markus Kobelt (Lubera) gestoßen.
Er zerreißt es im gleichen Tenor wie ich: Die Stachelbeere ist tot – und dieses Buch ist ihr Grabstein.“ Darüber hinaus teilt er recht ordentlich gegen die „Erhaltungsbürokratie“ aus, die ständig besser mit Finanzmitteln ausgestattet wird im Gegensatz zur privaten, gewerblichen Obstzüchtung, die sich finanziell nur mühsam über Wasser halten kann…
Seine Polemik hat also einen durchsichtigen Hintergrund: Eigenwerbung.

„Zum Abschluss zeige ich Ihnen ganz einfach eine Galerie unserer aktuellen, von uns gezüchteten Stachelbeersorten, die Sie im Lubera Shop kaufen können. Sie leben. Nein nicht bei uns, und auch nicht im Internet, schon gar nicht zwischen zwei Buchdeckeln. Die Stachelbeeren leben nur und ausschliesslich bei Ihnen und dank Ihnen.
Pflanzen Sie Stachelbeeren!“

Herr Kobelt versucht in einer Marktwirtschaft zu überleben; das ist aller Ehren wert. Aber seine paar Stachelbeersorten machen die Stachelbeervielfalt auch nicht fett; das ist gewiss…

Hobby-Gärtner:innen sollten ermutigt werden, Obstsämlinge aufzuziehen; nur dadurch können sie Vielfalt schaffen und am Leben erhalten; ein paar alte und neue Sorten anzupflanzen, vermehrt die Vielfalt in keinster Weise.

Einen Aufruf zur Sämlingsanzucht hätte ich in einem Buch, das der Stachelbeervielfalt huldigt, an prominenter Stelle erwartet genauso wie die Beschreibung der Samengewinnung und der Sämlingsanzucht bei Stachelbeeren.

Den wenigen Stachelbeer-Liebhaber:innen, die es vielleicht wagen wollen, ganz bewusst neue Stachelbeervielfalt zu schaffen, zeigen die folgenden Seiten aus dem Buch von Johann Pansner: Versuch einer Monographie der Stachelbeeren, S. 26 – 33 sowie 89 wie die Anzucht von Stachelbeerbüschen aus Samen funktioniert.

Ich kann es aber auch in einem Satz sagen: Zerdücke einfach ein paar Früchte und „säe“ das Beerenmus in eine flache Bodenrille, so wie Du es mit getrockneten Samen tätest; (Beeren)Obstsamen dürfen niemals austrocknen, weil dadurch ihre Keimfähigkeit stark verringert wird.

Ergebnisse meiner Bemühungen, Stachelbeeren zu vervielfältigen

Ich habe mittlerweile knapp 50 Stachelbeersämlinge groß gezogen und erste Erfahrungen mit ihnen gesammelt. Einige Bilder der entstandenen „Sorten“ kannst Du hier sowie in den Beiträgen „Der Same ohne Eigenschaften“ und „Ich werde Stachelbeerzüchter“ betrachten. Einen Gesamtüberblick über alle Beeren meiner Sträucher, die bisher gefruchtet haben, bekommst Du in „Geburt der Vielfalt“.

Stachelbeersämling am 29. Juni 2018

Ich werde dieses Experiment fortführen und sogar noch ausdehnen. Ich will zeigen, dass es möglich ist, neue, lebendige, wachsende Stachelbeer-Vielfalt zu schaffen. Mit der zunehmenden Zahl unterschiedlicher Stachelbeerbüsche erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass ganz neue, ausgefallene, vielleicht auch unter zukünftigen Bedingungen gedeihende Varianten entstehen.

Ich kann jetzt schon sagen, dass die Beeren aller Büsche nicht schlechter waren, als die der „Baumarkt“-Sorten.

Die Ernte des Sämlings Nr. 28 (2018)

Die Beeren und Triebspitzen von einigen Büschen waren vom Amerikanischen Stachelbeermehltau befallen; das lässt sich bei alten und neuen Sorten nicht vollständig vermeiden.
Viele Sämlinge zeigten jedoch keinerlei Befall.

Leckere Stachelbeersorte, die 2018 stark vom Amerikanischen Mehltau befallen war

Auch die Larven der Gelben Stachelbeerblattwespe (Nematus ribesii) haben sich von den Blättern zahlreicher Büsche genährt und sie teilweise radikal abgefressen; aber einigen Sträuchern haben sie kein Blättlein gekrümmt…

Stachelbeerblattwespenlarven in Action

Wer Hunderte von Sämlingen keimen lässt, kann in den ersten Jahren schon sehen, wie sie auf „Mitesser“ (Krankheiten und Schädlinge) reagieren. Selbstverständlich sind einige mehltau-anfällig, beliebt bei den Larven der Stachelbeerblattwespe oder sonstwie schwächlich; diese kann man zeitig aussortieren (wenn man sich nicht mit der Kontrolle der Konkurrenz beschäftigen will).

Vielleicht findet sich darunter aber auch ein besonders widerstandsfähiger Sämling oder einer mit besonders wohlschmeckenden Früchten. Wer weiß…

Ernte 2018 von Sämling Nr. 1

Dieser Beitrag hat vorrangig das Ziel, Euch, meine lieben Leser:innen zu animieren, Euch nicht nur an einem schönen Buch zu erfreuen, sondern auch zwei, drei (oder mehr) Stachelbeerbüsche aus Samen zu ziehen, mit ihnen Erfahrungen zu sammeln und Euch an den Überraschungen zu erfreuen, die die Beeren dieser Büsche auf jeden Fall bieten werden (ich kann es immer kaum erwarten, die Früchte eines Sämlings zu sehen und zu schmecken).

Ich hoffe heimlich, dass es in Zukunft genügend Hobby-Gärtner:innen gibt, die ebenfalls mehr Spaß an Überraschungen haben als an voraussehbarem Erntegut…

…sonst sehe ich schwarz für die (genetische) Vielfalt unserer Nutzpflanzen – und vielleicht sogar für die Zukunft der Menschheit.

Stachelbeeren – Sortenvielfalt und Kulturgeschichte

Niggli, Claudio / Frei, Martin / Schlettwein, Daniela (Hrsg.) / ProSpecieRara, (Hrsg.)
ISBN: 978-3-258-08105-2

1. Auflage 2019
256 Seiten, über 400 Farbfotos, 10 Zeichnungen
gebunden, 19,5 x 23,5 cm, 979 g
Haupt Verlag
CHF 39.90 (UVP) / EUR 39.90 (D) / EUR 41.10 (A)

(Ich will nicht verschweigen, dass die Hauptstadtgärtnerin für meine Bekanntschaft mit diesem Buch verantwortlich ist)