Unter der Erde liegt der Schatz

oder: Welche Kartoffelsorten ich in diesem jahr anbaue.

Der Schatz, um den es sich hier handelt, ist die Kartoffel; diesen im September auszugraben, hat mir schon als Kind allergrößten Spaß bereitet – damals noch als Erntehefler auf des Nachbars Feld. Es ist immer wieder, als würde ich Goldklumpen aus dem Boden holen.

So war von Anfang an klar, dass auch Kartoffeln unbedingt zum Inventar meines Gartens gehören mussten.

Mein größtes Kartoffelbeet im Mai 2014; hinten: "Adretta"

Mein größtes Kartoffelbeet im Mai 2014; hinten: „Adretta“

Die ersten Kartoffeln, die ich überhaupt je angebaut habe – damals noch im Garten vom Schwager und seiner Frau – waren vier Kartoffeln, die ich im November 2010 aus Ruanda mitgebracht hatte, als ich dort meine Freundin Sylke besuchen durfte. Ich hatte zwar keinen besonderen Wert auf deren Auswahl gelegt – die Zeit war mal wieder davon gerannt – und nur die letztbesten Kartoffeln, die ich gerade noch kriegen konnte, in meinen Koffer gepackt, aber es waren Kartoffeln aus Afrika!

Sie überstanden den Winter einigermaßen in unserem Kühlschrank und auch das kommende Jahr in der Fürstenberger Erde; dort entpuppten sie sich als äußerst resistent gegen die Braunfäule. Die Kartoffeln des Nachbarn waren längst dahingerafft, als meine immer noch in prächtigem Laub da standen. Ich glaube, erst meine übergroße Neugier hat es geschafft, das Kraut vorzeitig absterben zu lassen.

Auf jeden Fall brachten die vier Mitbringsel einen guten Ertrag, der für zwei-drei Mahlzeiten und ein paar Pflanzkartoffeln für 2012 reichte. Geschmacklich waren die „Irish potatos“, wie sie in Kigali/Ruanda genannt wurden, keine Offenbarung, und auch ihre Zubereitung, das Schälen, war bei ihren tief liegenden Augen keine leichte Aufgabe. Trotzdem: ich war zufrieden – und mein Hunger auf mehr geweckt.

Im Frühjahr 2012 entdeckte meine Frau dann den jetzigen Garten, und deren damalige Besitzerin erlaubte mir auch vor Abschluss aller Formalitäten, meine Kartoffeln in seine Erde zu versenken. Dort vermehrten sich die afrikanischen Kartoffeln in jenem und dem folgenden Jahr soweit, dass ich in diesem Jahr (2014) knapp 10 Knollen auspflanzen konnte.

In allen Jahren haben die Kartoffeln den Winter unter suboptimalen Bedingungen im Kühlschrank überstanden; auch hier habe ich noch einigen Verbesserungsbedarf, da ich alle meine Kartoffelsorten selbst vermehren und erhalten will.

Im Hintergrund sieht man die üppigen ruandischen Kartoffeln im 2. Anbaujahr

Hinter mir sieht man die üppigen ruandischen Kartoffeln im 2. Anbaujahr (2012)

2011 hatte mir mein Bruder – der mittlerweile ein passionierter Kartoffel(an)bauer geworden ist – ein paar Exemplare seiner Sorte „Rosara“ überlassen, 2013 desgleichen von „Marabell“ und „Laura“. Die ungewöhnlichen blauen Kartoffeln „Vitelotte“ und „Valfi“ fand ich im Spätsommer 2012 in einer Berliner Markthalle. Damit ist auch schon mein Anbauprogramm des Jahres 2013 umrissen.

Die Ausbeute von "Marabell" (links) und "Laura" 2013

Die Ausbeute von „Marabell“ (links, hell) und „Laura“ 2013

Ich muss gestehen, das mein bisheriger Anbau wenig vorausgeplant und damit wenig perfekt war; deshalb war der Ertrag auch nur mittelmäßig (glaube ich). Außerdem mussten sich alle Kartoffeln im letzten Jahr auf umgebrochener Wiese und gegen Schneckenfraß behaupten. Trotzdem: ich war zufrieden – und mein Hunger auf mehr geweckt.

Ich glaube, ich habe das Anbauprogramm in diesem Jahr schon etwas professioneller begonnen; ich habe sogar den Sack „Adretta“ richtig gut vorkeimen lassen, den ich im OBI-Baumarkt erstanden hatte – zumindest sahen sie einem Lehrbild sehr ähnlich, als ich sie in die Erde legte. Die restlichen Sorten des Vorjahres (außer Marabell – sie war mir zu „normal“) haben auch in ein paar Exemplaren überlebt und wurden wieder/weiterverwendet. Dazu kamen noch drei neue Sorten vom Biogartenversand „Highland Burgundy Red“, „Shetland Black“ und „Blaue Schweden/Blue Congo“.

Bis jetzt sehen alle Sorten sehr gut aus (über der Erde) und sind auch schon ordentlich angehäufelt worden.

Dazu kommen noch zahlreiche vergessene Restkartoffeln des Vorjahres, die den milden Winter draußen im Gartenboden überlebt haben, und die nun zwischen Erdbeeren, Zwiebeln, Erbsen und Bohnen ins Kraut schießen. Ich bin geneigt, die eine oder andere auch in diesem Jahr Nachwuchs erzeugen zu lassen. Mal sehen, wie sehr sie dem anderen Gemüse den Lebensraum streitig machen. Ich hoffe natürlich, dass sie sich nicht mit den Schnecken verbünden!

So sieht es Ende Mai bei mir aus (siehe Bild oben). Der nächste Bericht über Kartoffeln erscheint wahrscheinlich erst wieder zur Ernte.

Nur soviel noch: Meine gierigen Hände sind nach Südamerika ausgestreckt, genauer gesagt nach Peru, zu den dortigen „Ur-Kartoffeln“; meine liebe Nichte Karla ist dort im Einsatz; sie hat mir schon Bilder gezeigt, die mich ganz heiß machen. Ich hoffe, sie kann ein paar Kartoffeln von dort für mich außer Landes schmuggeln – trotz des proppevollen Koffers, den sie übers Jahr gefüllt haben wird mit ihren Erinnerungen, den Souvenirs.

Die Objekte der Begierde

Die Objekte meiner Begierde – unerreichbar fern in Südamerika

Solche Kartoffeln würde ich gern mal im eigenen Garten aus der Erde ziehen

Solche Kartoffeln möchte ich gern mal im eigenen Garten aus der Erde ziehen