Die Erfindung des Markierungsstäbchens

oder: Wie ich Abfall zu Geld mache.

Jeder Anzuchttopf sollte mit dem Namen der Sorte gekennzeichnet sein, die er enthält (sofern man mehr als eine Sorte einer Pflanzenart anbaut).
So sagte ich mir jedes Mal, wenn ich nicht wusste, welche Sorte ich beim Anblick einer Pflanze vor mir hatte. Und das kam in den 10 Jahren, die ich mehr als eine Tomatensorte auf dem Balkon anbaute, doch häufiger vor.

Im 1. Jahr meines „richtigen“ Gartenbaus hatte ich nur eine Handvoll Markierungsstäbchen aus Plaste, die ich aus unserem letzten, kurzfristigen Garten mitgenommen hatte (wo ich sie auch zum ersten Mal bewusst wahrnahm). So musste in jenem Jahr wieder das für diesen Zweck unbrauchbare Papier herhalten und zum schon erwähnten Ergebnis führen: Es löste sich im Topf ruckzuck auf und mit ihm der darauf verzeichnete Sortenname.

Dieses Jahr wollte ich es richtig machen und ein großes Päckchen dieser Stäbchen rechtzeitig im Baumarkt besorgen.

Als ich dann aber den Preis von 20 weißen Markierungsstäbchen las, fuhr ich erschrocken zurück: 2,10€ war mir eindeutig zuviel!

Es musste doch möglich sein, solche einfachen Teile irgendwie selbst herzustellen?

Zuhause vor der Wohnungstür stand ein Turm von Ein-Kilo-Joghurt-Eimerchen, der über Monate auf dem Küchenschrank in die Höhe gewachsen war und nun auf seine Verfrachtung in den Keller wartete. Ich finde diese stabilen Eimer einfach zu schade zum Wegwerfen wie so viele Verpackungsmaterialien, die kunstvoll und (material)aufwändig hergstellt werden; deshalb sammele ich viele von ihnen – sehr zum Unwillen meiner lieben Frau – auf dem Küchenschrank.

Der Anblick der Eimer – ich hatte zuvor schon einmal versucht, einen Schneckenschutz aus ihnen herzustellen – zündete die Idee: Mensch, zerschnippele die Eimer zu Stäbchen!

Gedacht, getan.

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Sämtliche Schritte, Materialien und Werkzeuge auf einen Blick

Markierungsstäbchen, selbst gemacht

Fast perfekte Markierungsstäbchen

Mit unserer kräftigen Haushaltsschere schnitt ich den oberen Rand eines Eimers ab und seinen Boden heraus; den übrig bleibenden Ring zerlegte ich in schmale Streifen. Nun noch die unteren Ecken abgeschnitten und das Stäbchen damit zugespitzt: Fertig war das Markierungsstäbchen.

Meine Liebste lobte mich zwar kaum so überschwänglich wie ich mich selbst, und auch meinen Hinweis, dass ich gerade einen Joghurteimer in 2,10€ verwandelt hätte, quittierte sie nur mit einem müden Lächeln.

Egal. Ich bin stolz auf mich. Und das jedes Mal, wenn ich ein Stäbchen in einen Topf stecke. Und dann nochmal, wenn ich einer Pflanze auf Anhieb ihren Sortennamen zuordnen kann.