Die sind ja noch garnicht reif!

oder: Wann Zucchini, Sommerkürbisse und Winterkürbisse reif und wann sie genießbar sind.

Der überraschte Ausruf meiner Schwägerin angesichts der obigen Zucchini (Zukkini), den ich zum Titel erhoben habe, führte mir letztens vor Augen, dass hier Aufklärungsbedarf besteht. Ich versuche diesen also mit einem weiteren Grundsatzartikel über Kürbisse zu befriedigen, dem fünften nach „Kürbisse und Sex“, „Der Gartenkürbis, das unbekannte Wesen“, „Kürbisse kennen“ und „A lantern for Jack, the hallow“.

Ich gestehe, dass die Welt der Kürbisse schon ein wenig komplex und damit verwirrend, für manche gar beängstigend ist; deshalb versuche ich, wieder mehr Licht ins Dunkel dieser Welt zu bringen…

Zum Schluss solltet Ihr auf jeden Fall wissen, wann Kürbisse reif sind – oder sollte ich besser „wann Kürbisse genießbar sind“ schreiben? Denn zwischen „reif“ und „genießbar“ besteht bei Kürbissen ein himmelweiter Unterschied…

…und damit fangen die Probleme schon an.

Von den Kürbis-Arten

Bevor ich zum Wesentlichen, der Reife und Genießbarkeit von Kürbissen, komme, will ich doch kurz den Unterschied zwischen den Begriffen „Art“ (und Weise) sowie „Art“ (im biologischen Sinn) behandeln (dieses Mal gehts nicht um die Unterschiede zwischen den verschiedenen Kürbis-Arten); denn schon bei der Benutzung von Begriffen können Missverständnisse entstehen.

Mancheine:r spricht nämlich von „Kürbis-Arten“ wenn er „Kürbis-Sorten“ meint, weil er nicht weiß, dass es überhaupt einen Unterschied zwischen „Art“ und „Sorte“ gibt (auch GOOGLE nennt nur Kürbis-Sorten, wenn man nach Kürbis-Arten fragt; selbst die „Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse e.V.“ kennt nur „Kürbis-Sorten“).

So glauben viele, der „Spagetti-Kürbis“, der (giftige) Zierkürbis und der „Halloween-Schnitzkürbis“ („Jack-o-Lantern“) seien verschiedene Arten von Kürbissen; dabei sind es nur verschiedene Sorten der einen Kürbis-Art „Cucurbita pepo“, die auf Deutsch „Gemeiner oder Garten-Kürbis“ genannt wird.

(Na, artet das schon aus?)

Selbstverständlich sind die aufgezählten Kürbisse von unterschiedlicher Art (sie sehen unterschiedlich aus), aber sie gehören biologisch alle zur selben Art, zur Art „Cucurbita pepo“, was wiederum bedeutet, dass sich Exemplare dieser drei Sorten miteinander kreuzen und fruchtbare Nachkommen (Samen) zeugen können.

Sie können sich (in der Regel) jedoch nicht mit Exemplaren der beiden anderen Kürbis-Arten „Cucurbita maxima“ (Sorten sind „Roter und Grüner Hokkaido“, „Blue Hubbard“, „Bischofsmütze“ und andere) sowie „Cucurbita moschata“ (Sorten sind hier „Butternut“, „Musquée de Provence“ u. a.) kreuzen, was ich in „Kürbisse und Sex“ schon, ziemlich intim werdend, dargestellt habe (auch die österreichische „Arche Noah“ hat das in ihrem Infoblatt über Kürbisse berücksichtigt).

Es gilt also auch beim Wort „Art“ sehr genau zu sein, vor allem, wenn man Kürbisse nicht nur futtern, sondern auch vermehren will…

Von Zucchini (Zukkini) und Sommerkürbissen

Wenn ich Euch sage, dass Zukkini (Zucchini) und Sommerkürbisse ein und dasselbe sind, was sagt Ihr dann? (nun ja, manchmal ist sogar fraglich, ob Zucchini wirklich Zucchini sind: „When is a zucchini not a zucchini?“; andere wiederum behaupten, dass „Sommerkürbisse“ und „Cucurbita pepo“ identisch sind und „Zucchini“ nur eine Untergruppe der Sommerkürbisse seien)

Tja, in diesem Fall braucht Ihr es meiner Meinung nach mit der Bezeichnung mal nicht so genau zu nehmen…

Alle Kürbisse, die jung gegessen werden, werden als „Sommerkürbisse“ bezeichnet, egal zu welcher (biologischen) Kürbis-Art sie gehören; sie werden im Sommer geerntet und zumeist auch in dieser Jahreszeit verzehrt (wenn sie nicht eingelegt oder getrocknet werden).

Da Ihr ja schon wisst, dass „Zucchini“ Italienisch ist und auf Deutsch „Kleine oder Baby-Kürbisse“ („Kürbis-chen“) bedeutet, werdet Ihr messerscharf schließen, dass „Zucchini“ ebenfalls nicht ausgereifte Kürbisse sind und seit ca. 1850 auch (wieder) in diesem frühen Entwicklungsstadium Opfer menschlicher Genusssucht werden.

Sommerkürbisse in verschiedenen Farben und Formen

Sommerkürbisse aka Zucchini, frisch geerntet

Gartenkürbis-Pflanze mit marmorierten Blättern und gelben, runden Zukkini

Prächtige Gartenkürbis-Pflanze mit hübschen, marmorierten Blättern und gelben, runden Zukkini

Zukkini oder Sommerkürbisse sind also immer junge (noch nicht erwachsene, unreife!) Kürbisse, die aber vor allem in diesem Zustand besonders gut zu genießen sind („unreif“ bedeutet also bei Kürbissen nicht „ungenießbar“).

Zukkini aka Sommerkürbisse können aber nicht lange gelagert werden, da sie weich und zart sind sowie viel Wasser enthalten; sie rangieren unter „Frischgemüse“.

Die meisten Zukkini bzw. Sommerkürbisse, die bei uns gehandelt und gegessen werden, zählen zur (biologischen) Kürbis-Art „Cucurbita pepo“, dem Gemeinen oder Gartenkürbis; aber auch die jungen Früchte anderer Kürbis-Arten können unreif zu leckeren Gerichten verarbeitet werden.

Ich nenne (und zeige) hier nur eine Sorte des Aroma-Kürbis (Cucurbita moschata), „Trombetta d’Albenga“, die bevorzugt jung genossen wird (auf dem ersten Bild der nachfolgenden Galerie sind solche „Kürbischen“ zu sehen).

Von der Farbe der Sommerkürbisse (Zucchini)

Womit ich zum Ausruf meiner Schwägerin „Die sind ja noch garnicht reif!“ komme, dessen Bedeutung mir zuerst überhaupt nicht klar war. Erst als mein Bruder ergänzte, die „Zuchini“ seien ja garnicht grün und folglich unreif, ging mir ein Licht auf: Meine weißen, gelben und hell-grünen Baby-Gartenkürbisse hatten ihrer Ansicht nach noch nicht den Farbumschlag vollzogen, der ihre Reife anzeigt, wie das bei vielen Früchten und Gemüsen der Fall ist: So lange Zucchini nicht grün geworden sind, sind sie unreif – so der Gedanke von Bruder und Schwägerin – und somit „nicht genießbar“.

Etwas dicklicher, grüner Zukkino

Zwar nicht so länglich wie gewohnt, aber wenigstens grün…

Tja, man muss also nicht nur wissen, dass es Sommerkürbisse in vielen verschiedenen Formen gibt (länglich, keulenförmig, rund), sondern auch in vielen verschiedenen Farben (weiß, gelb, grün) und Färbungen (gestreift, gefleckt, genetzt).

Langer Rede kurzer Sinn: Junge, unreife Kürbisse (Zukkini/Zucchini/Sommerkürbisse) sind in jeder Farbe, also immer, genießbar (so lange sie nicht bitter schmecken, was neulich ein grüner Zukkino meiner Ex-Frau tat, den sie im Bio-Laden erstanden hatte)!

Von Sommer- und Winterkürbissen

Ich stelle zu Anfang dieses Abschnitts fest: Sommerkürbisse (Zukkini/Zucchini) sind immer unreif, was in diesem Fall bedeutet, dass sie noch nicht vollständig ausgewachsen, sprich: erwachsen, sind.

Wenn ein Sommerkürbis erwachsen geworden ist, wird er zum „Winterkürbis“.

Einen Winterkürbis kann man zweifelsfrei daran erkennen, dass sein Stiel hart und holzig ist, die Schale fest und er vollständig ausgebildete, zumeist hart-schalige Samen in seinen Eingeweiden trägt.

Halbierter, gelber Gartenkürbis mit Samen

Dieser Winterkürbis der Art Cucurbita pepo (Gartenkürbis) enthält jede Menge Samen

Ein Winterkürbis ist also immer ein ausgereifter Kürbis unabhängig von seiner (biologischen) Art-Zugehörigkeit.

Die meisten Sorten der beiden Kürbis-Arten Cucurbita maxima und Cucurbita moschata werden ausgewachsen, also reif, verzehrt; aber auch die Sorten der Art C. pepo können ausgereift, d. h., als Winterkürbis, gegessen werden (obwohl sie zumeist schon als Sommerkürbis in den Kochtopf wandern), auch wenn ihre Schale dann oft so verholzt ist, dass sie abgeschält werden muss (was bei vielen Sorten der beiden anderen Arten nicht der Fall ist).

Aufgeschnittener, runder, reifer, Gartenkürbis (Cucurbita pepo)

Auch hier sind die Samen zu erkennen. Wisst Ihr, zu welcher (biologischen) Art dieser Kürbis gezählt wird?

Zwar haben viele Garten-Kürbisse (die im Sommer noch Sommerkürbisse waren) ausgereift, also im Winter, ein eher faseriges, helleres und weniger würziges Fruchtfleisch als die meisten Sorten der beiden anderen Kürbis-Arten, was ihre Konkurrenzfähigkeit in diesem Zustand mindert (nur der Spagetti-Kürbis kann mit seinem besonders faserigen „Spagetti“-Fruchtfleisch punkten), aber es ist dann ziemlich fest, zerfällt beim Kochen kaum und macht sich so prima als Suppeneinlage.

Es bleibt festzuhalten: Alle reifen oder besser: ausgereiften Kürbisse werden „Winterkürbisse“ genannt und können gegessen werden, sind also genießbar, vor allem, nachdem sie geschmackvoll zubereitet wurden; außerdem können sie kühl und trocken super gelagert werden.

Butternut (C. moschata), Musqée de Provence (C. moschata) und Roter Hokkaido (C. maxima), von Mäusen (oder Ratten?) angeknabbert

Zusammenfassung: Wann sind Kürbisse reif?

Kürbisse sind reif, wenn sie ausgewachsen sind und fruchtbare Samen enthalten; äußerlich lässt sich das an einem harten, verholzten Stiel, einer festen Schale und einem hohlen Klang erkennen, wenn man mit dem Fingerknöchel auf die Frucht klopft.

Wer „reif“ mit „genießbar“ gleichsetzt, kann sich hoffentlich jetzt die Frage selbst beantworten, wann Kürbisse genießbar sind?

Das wars für heute oder habt Ihr noch Fragen?

Ein riesiger Lunga di Napoli wird von einem Jungen gestemmt

Bei Bedarf kann zu jeder Frage eine Antwort gestemmt werden: Welche Sorte? „Lunga di Napoli“; welche Art? „Cucurbita moschata“