Deutsche Blaue

oder: Wie es der schwedischen Kartoffelsorte „Tysk Blå“ in Deutschland erging.

Es ist ja wahrscheinlich nicht so, dass sich Tausende von treuen Leser*innen fragen: Was ist eigentlich aus der Kartoffelsorte „Tysk Blå“ geworden, die er im Frühjahr aus Schweden geholt hat? Aber auch wenn nur Du allein Dich das jetzt fragst, will ich Dir das gerne kurz erzählen.

Wie Du in meinem Reisebericht nachlesen kannst, hatte ich Ende März diesen Jahres von Eva in Eskilstuna 10 Knollen der Sorte bekommen und alle heil nach Hause gebracht.

Sechs „Deutsche Blaue“ kurz vor dem Legen

Am 22. April habe ich sie in einem letztjährigen Erdbeerbeet ausgelegt (zusammen mit Zeeuwse Bonte, Rouges de Flandres, Koopmanns Blauwe, Blå Dalsland, Vogtländische Blaue, Herd Laddie, Bjoerna, Lemin Punanen und Breslau. Knapp 70 weitere Sorten habe ich noch an anderen Plätzen vergraben, über deren Gedeih und Verderb ich im Winter mal Bericht erstatte).

Ehemaliges Erdbeerbeet und zukünftiger Kartoffelacker

Die Erscheinung der Kartoffeln von links nach rechts: Zeeuwse Bonte, Rouges de Flandres, Koopmanns Blauwe, Blå Dalsland, Tysk Blå (Pfeil!), Vogtländische Blaue

Die „Tysk Blå“ scheint für hiesige Verhältnisse eine gute Lagerkartoffel zu sein; denn sie hatte bis Ende April nur sehr kurze Lichtkeime ausgebildet (siehe Bild oben) und brauchte dementsprechend ziemlich lange, um Höhe zu gewinnen. In Schweden kommt sie von Mitte April (im Süden) bis Mitte Mai (im Norden) in die Erde.

Die „Deutsche Blaue“ schaut auch am 25. Juni noch ein wenig zaghaft aus der Erde

Aber dann ist sie bis Anfang Juli ordentlich gewachsen, nachdem ich sie natürlich auch ordentlich gehäufelt hatte. Leider bildete sie keine Früchte aus. Ich werde ihre Gene also nicht durch Aussaat von Samen erhalten können.

Blüte der Tysk Blå

Bis dann wieder (so wie schon im letzen Jahr) viel zu viel Regen den „Sommer“ und die allermeisten Kartoffelpflanzen verdarb, unter ihnen auch die „Deutsche Blaue“. Sie ist also nicht besonders widerstandsfähig gegen die böse Braunfäule (Phytophtora infestans).

Trotz der heimlichen Befürchtung, dass sich diese Fäule als Knollenfäule im Boden ausbreiten könnte, ließ ich die Kartoffeln dort, bis das Tomatenernte- und Geburtstagsfest feierlich begangen war.
Am 25. August aber wühlte ich sie mit (neu)gierigem Blick und bloßen Händen aus der dunklen Erde: Aus 10 Knollen, die ich versenkt hatte, waren 49 geworden, die ich heben konnte; nur wenige waren der Fäule zum Opfer gefallen.

49 mal Tysk Blå

Drei-vier der länglichen, weiß-fleischigen Knollen habe ich anschließend für einen Geschmackstest abgezweigt. Ich würde sagen: vorwiegend festkochend, geschmacklich unauffällig. Kartoffelig?

Die Deutsche Blaue, gevierteilt (zum Vergleich habe ich die Hälfte einer gelbfleischigen Sorte dazu gelegt)

Den großen Rest werde ich – sofern er den Winter im Gartenhaus unbeschadet übersteht – weiter vermehren (ich hoffe, du hilfst mir dabei, Manuel).

Diese Hübsche muss mir möglichst lange Gesellschaft leisten; denn sie ist auserwählt, bis auf Weiteres meine Liebste zu ersetzen, die mich (und damit auch diesen Gartenblog) nun endgültig verlassen hat.