Cipolla rossa di Tropea
oder: Wie unter anderen eine italienische Speisezwiebel in meinem Garten wuchs.
Die Überschrift klingt doch verlockend nach italienischem „dolce vita“, oder? Passend zum italienischen Sommer, den wir in diesem Jahr hatten, will ich den Beitrag über meine Zwiebeln ein wenig italienisch einfärben, obwohl ich nur die eine, in der Überschrift genannte, italienische Zwiebelsorte angebaut habe – der Rest war französisch, österreichisch und deutsch (Pâle de Niort, Blanc de Vaugirard, Wiener Rote, Dresdner Plattrunde, Calbenser Gerlinde, Zittauer Gelbe). Außerdem erinnert mich Tropea an eine Station auf meiner Hochzeitsreise nach Sizilien im Mai 2000drei.
Doch lesen wir zur Einstimmung noch etwas über besagte „Tropea rossa“ auf Italienisch: „Questa varietà prende il nome dal luogo dove viene coltivata, che le conferisce un tipico sapore dolce“ („Diese Sorte hat ihren Namen nach dem Ort erhalten, an dem sie kultiviert wurde, welcher ihr einen typischen, süßen Geschmack gibt“ – von GOOGLE und mir frei übersetzt).
Ach, ich finde es wunderbar, Italienisch zu hören!
Und hier noch ein Video über Anbau, Ernte, Bearbeitung und Verpackung dieser Zwiebelsorte in ihrem Heimatland Italien (auf Italienisch):
Kusch, zurück, ihr Gedanken, zurück in die nördliche Kühle, in die raue Wirklichkeit, in die letzten Stunden dieses Jahres! Damit wenigstens eine Vorstellung, ein Bild meiner Zwiebeln, vielleicht auch eine Erinnerung an ihren Geschmack in der Welt bleibt, wo sie doch längst schon von unserem Verdauungstrakt wieder in ihre Ausgangsstoffe zerlegt wurden: Energie, Kohlendioxid, Wasser und ein paar Nährstoffe!
Anbau der Zwieblsorte „Cipolla rossa di Tropea“
Fangen wir mit der Bildmalerei zeitig im Frühjahr an, nicht zeitig genug – ich hätte die Zwiebelsamen schon Mitte März in die Erde bringen können – aber immer noch zeitig genug, um sie reif werden zu lassen, sagen wir: Mitte April.
In dieser Zeit zog ich Rillen in eine Fläche meines Obstgartens, auf der sich im letzten Jahr die Kürbisgewächse ausbreiten durften. Für Zwiebeln (und Möhren) war sie nicht so passend – diese lieben die pralle Sonne; doch meine geeignete Anbaufläche ist weitaus kleiner als meine Anbauwünsche.
In die Rillen streute ich dann mit Hilfe meiner Frau – sie stand neben mir und notierte die Sorten, die ich aussäte – die Zwiebelsamen, die ich mir wintertags per Internet besorgt hatte, sowie Zwiebelsamenreste vom Vorjahr. (Von den Möhren will ich auch in diesem Jahr kein großes Aufhebens machen; sie keimten und wuchsen zwar recht ordentlich, begeisterten mich aber immer noch nicht genug, um ihnen einen eigenen Beitrag zu widmen. Vielleicht haben sie auf meinem Speisezettel auch keine genügende Verwendung, wer weiß?)
Vögel und Schnecken hielt ich dieses Mal mit einem Vlies von Samen und Keimlingen fern; das förderte auf jeden Fall die Möhren – obwohl ich sie möglicherweise auch durch Aussaat in die richtige Tiefe (einen Zentimeter) begünstigt habe; sie liefen dieses Mal sehr gut auf. Die Zwiebelsamen waren auch im Vorjahr ohne Schutz bestens aufgegangen und zu kräftigen Zwiebeln ausgewachsen.
Keimfähigkeit von Zwiebelsamen
Leider musste ich zu meinem Leidwesen feststellen, dass Zwiebelsamen nicht allzu lange keimfähig bleiben (nur zwei bis drei Jahre): Letztjährige Zittauer Gelbe, Wiener Rote und Weiße von Vaugirard liefen nur spärlich auf (eine Sorte, die mir der Saatgutlieferant der Rosso di Tropea als Geschenk beigelegt hatte, rührte sich gar nicht mehr).
Die eigene Samenproduktion muss also in den nächsten Jahren gelingen, damit ich immer frisches Saatgut bei der Hand habe.
Steck- und Saatzwiebeln
Eine Handvoll Zwiebeln der Sorte „Wiener Rote“ hatte den Winter zufällig im Garten überlebt, die ich so versuchsweise als Steck- bzw. Saatzwiebeln einsetzen konnte.
Zur Erklärung: Aus Zwiebelsamen entstehen im ersten Jahr „normale“ Speisezwiebeln; wenn diese den Winter heil überstehen, also nicht erfrieren oder gegessen werden, blühen sie normalerweise im folgenden Jahr und bilden Samen, wenn sie wieder eingepflanzt werden (und nicht mit keimhemmenden Mitteln behandelt wurden). Sie müssen dazu nur groß genug sein.
Zu klein gebliebene Zwiebeln, die etwa haselnuss-groß sind, müssen zumeist noch ein weiteres Jahr die notwendige „Speckschicht“ anlegen, bevor sie ihren massigen Blütenstand treiben können.
Oft werden Zwiebeln auch erst später im Jahr (im Juni/Juli) ausgesät, damit sich bis in den Herbst nur kleine Zwiebelchen entwickeln; solche kleinen, haselnuss-großen „Jungzwiebeln“ werden dann im nächsten Jahr als „Steckzwiebeln“ verwendet.
Von meinen roten „Steckzwiebeln“ wurden drei Zwiebeln zu fetten Speisezwiebeln und zwei zu Saatzwiebeln, die Samen zeugten; diese Samen werden mir – klopf, klopf, klopf (auf Holz) – im nächsten Jahr (oh oh, das ist ja schon gleich!) neue „Wiener Rote“ liefern. Sie werden sogar sortenrein sein, da es weit und breit keine anderen blühenden Zwiebeln gab.
Das wird aber bei einer erfolgreichen Überwinterung der diesjährigen Zwiebeln nicht mehr der Fall sein; dann wird mein grandioses Planungstalent gefragt sein, um die verschiedenen Zwiebelsorten weit genug entfernt von einander blühen zu lassen.
Zwiebeln richtig vereinzeln
Auch ein anderes Problem muss ich noch in den Griff kriegen, das mit „weit genug“ und „entfernen“ zu tun hat: Die Zwiebeln auf den richtigen Abstand zu vereinzeln. Ich streue die Samen sicherheitshalber sehr dicht in die Furchen, um auf jeden Fall genügend Pflanzen zu haben. Wenn die Pflänzchen dann keimen, stehen sie zumeist dicht an dicht.
In diesem Jahr war ich mir eigentlich sicher, sie schon recht mutig ausgezupft zu haben; doch später drängten sich immer noch zu viele Zwiebeln in den Reihen; man muss eben fünf Zentimeter richtig abschätzen können (soviel Abstand brauchen die Zwiebeln ungefähr voneinander).
Bilder von Zwiebeln (statt Worten)
Nun, viel mehr Besonderheiten gibt es über meine Zwiebeln eigentlich nicht zu berichten. Ich kann deshalb für den Rest der Vegetationsperiode Bilder für mich sprechen lassen – und Euch damit weitere Leseanstrengungen ersparen – so wie mir natürlich auch die anstrengende Wortproduktion.
Welche Zwiebelsorten kann man im Herbst zum Überwintern aussäen (Nordbayern)?
Liebe Lucia,
Mir ist leider keine spezielle Zwiebel bekannt, die man im Herbst aussäen kann; aber Du kannst es mit allen versuchen…
Viele Grüße
J:)
Hallo Jürgen, haben Deine italienischen Cipolla damals neben Blüten und Samen auch Brutzwiebeln angesetzt? Das ist bei meiner Nachbarin der Fall. Jetzt frag ich mich, ob noch jemand solche Erfahrungen gemacht hat. Die sehen fast schon aus wie Etagenzwiebeln, sind aber vom italienischen Zwiebelmarkt in Berching…. Gruß Cora
Hallo Cora,
manchmal hat die eine oder andere meiner Samenzwiebeln kleine Brutzwiebeln an der Blüte; aber bei der Cipolla rossa di Tropea ist mir das auf jeden Fall nicht besonders aufgefallen…
Wer weiß, was da alles unter dem Namen „Cipolla rossa die Tropea“ verkauft wird?
Ich habe im letzten Jahr einen Zopf Zwiebeln gleichen Namens vom Markt in Freising mitgenommen: Sahen schön aus, ziemlich länglich, birnförmig; aber die Wurzeln sind dann über den Winter verschimmelt und die Pflanzen nach dem Aussetzen im Frühjahr sämtlich eingegangen…
Auf jeden Fall ist das mit den Etagenzwiebeln sehr interessant; vielleicht kannst Du sie darüber vermehren und schauen, wie sie sich weiter entwickeln?
Viele Grüße, J:)