Nutzgärten der Welt
Als ich gestern den ausführlichen, reich bebilderten Bericht von Birthe über ihren Kurztrip nach Madeira inhalierte, bedauerte ich insgeheim, dass sie nicht mehr über die dortigen Nutzgärten geschrieben hatte; es gab zwei, drei Bilder mit atemberaubenden, brachliegenden Terrassengärten sowie einem Gemüsegarten in Arbeit, die Appetit auf mehr machten.
Und da war sie, die Idee: hier auf meinem Blog eine Seite einzufügen, auf der weltreisende Gärtner*innen Nutzgärten vorstellen, die sie betrachtet oder besucht haben, freiwillig oder von mir gedrängt.
Birthe war angetan von dieser Idee – und macht den Anfang.
Wer mag die*der nächste sein?
Ich würde mich freuen, wenn auch andere Reisende hier Einblicke in Nutzgärten gewähren würden, die sie in dem besuchten Land entdecken, versehen mit den möglichen Informationen.
Gemüsegarten Madeira
von Birthe; mehr von ihr auf: birthes bunter blog-garten
Die portugiesische Insel Madeira im Atlanik ist den meisten wohl bekannt als „Blumeninsel“, doch sie ist viel mehr; denn auch Obst und Gemüse gedeihen hier prächtig…
Früher, d.h. Seit dem 15. Jahrhundert, bestritten die Menschen auf Madeira ihren Lebensunterhalt durch den Anbau von Zuckerrohr. Das Zuckerrohr wurde zermahlen, um den zuckerhaltigen Saft daraus zu gewinnen. Doch nicht nur Zucker wurde aus dem Zuckerrohr gewonnen, sondern der vergorene und destillierte Saft wurde – und wird teilweise heute noch – zu „Aguardente de Cana“ oder – nach einer mehrjährigen Lagerung – zu einem feinen Zuckerrohr-Rum verarbeitet, dem „Aguardente de Cana Reserva“, den man unbedingt probieren sollte – lecker!
Heutzutage hat der Anbau von Bananen das Zuckerrohr abgelöst. Bananenstauden sieht man im Süden der Insel quasi überall – in nahezu jedem Garten, in Plantagen, auf Feldern… Die Madeira-Bananen sind etwas kleiner als die hierzulande gängigen Früchte, dafür punkten sie aber mit jeder Menge Geschmack – exportiert werden sie hauptsächlich nach Europa.
Dass auch Früchte aller Art sowie Wein auf Madeira angebaut werden, versteht sich nahezu von selbst; dazu tragen das ganzjährig angenehm milde Klima und die schützenden Berge ihren Teil bei.
Da das Klima auf der Insel sehr unterschiedlich ist – im Süden viel Sonne, im Norden ein etwas kühleres Klima mit Regenfällen, ist auch die Bodennutzung in den verschiedenen Teilen der Insel unterschiedlich.
Besonders interessant ist der Terrassenanbau, den man quasi überall auf der Insel findet. Die Bauern haben durch die Befestigung der Hänge mit Steinmauern o.ä. den Bergen wichtige Anbaufläche für Gemüse, Obst usw. abgerungen. Für die Bewässerung wurden seinerzeit Wasserkanäle angelegt, sogenannte „Levadas“, die die Insel selbst in trockenen Gebieten mit dem lebenswichtigen Element versorgen. Mit Erfolg, wie man sehen kann… Trotzdem gibt es auch viele „grüne“ oder verwilderte Terrassenfelder, die wohl aus diversen Gründen nicht mehr gepflegt werden.
Auch in privaten Gärten direkt am Haus findet man diese kleinen, meist akkurat angelegten Terrassenfelder oder Gärten im Hang. Meist wird das Gemüse in Furchen angebaut, was wohl der Hanglage geschuldet ist. Das Gemüse wird dabei nicht UNTEN in die Furche gesetzt/gesät, sondern in die Erhebungen, meist sogar seitlich. Dies sorgt dafür, dass die Pflanzen bei Regen nicht in den Gräben im Wasser stehen, sondern dass das Wasser ablaufen kann und trotzdem die Pflanze versorgt.
Da das Klima ganzjährig mild ist, werden die Beete in Folgekultur genutzt. Zum Beispiel konnte ich ein Feld sehen, in dem noch einige Tomaten vom vergangenen Sommer lagen, nun (Ende Februar) wächst hier jedoch Kohl…
Die Produkte aus den Gärten oder Feldern findet man z.B. auf dem Markt in Funchal wieder oder in Geschäften, in denen Wert auf regionale Produkte gelegt wird. Die Auswahl ist groß: Es wird quasi alles angebaut, von Obst und Gemüse, das wir hier bei uns kennen: Kartoffeln, Süßkartoffeln, Kohl, Tomaten, Brokkoli, Kirsch-/Apfel-/Pflaumenbäume, als auch Obst, das man sonst im Mittelmeerraum findet, wie z.B. Orangen, Zitronen, Weintrauben. Mangos, Passionsfrüchte usw.
Wer nicht nur einige Bilder über Nutzgärten auf Madeira sehen möchte, sondern auch noch mehr, der besuche bitte Birthes Reisebericht auf ihrem Blog: Auszeit vom Winter: Eine Woche Madeira … 20 Grad Temperaturunterschied
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